Tutorial – Der Hemdblusenkragen

Schietwetter in Bremen…der beste Tag für ein neues Tutorial, oder?

Heute zeige ich euch wie man einen klassischen Hemdblusenkragen mit Kragensteg näht. Ob ihr ein Herrenhemd oder eine Bluse nähen wollt ist dabei völlig egal, die Verarbeitung ist die gleiche.  Es gibt ein paar einfache Tipps und Tricks aus der industriellen Fertigung, mit denen auch bei Karostoffen der perfekte Kragen gelingt.

Kragen Original
Vorab eine kurze Begriffserklärung:

Oberkragen  – mit Einlage: Das Kragenteil, das man später von außen sieht.
Unterkragen – ohne Einlage: Das Kragenteil unter dem Oberkragen.
Innensteg – mit Einlage: Der Kragensteg, der später am Hals anliegt.
Außensteg – ohne Einlage: Der Kragensteg, der später außen ist.

Einlage

Als Einlage empfehle ich euch Bügelleinen (z.B. von Stoff und Stil oder ähnliche).  Bügelleinen hat einen gewissen Stand (den ein Kragen benötigt) ohne dabei pappig zu sein wie bei einer kräftigeren Vlieseinlagen.

Stichlänge

Zum Kragen nähen empfehle ich eine kleinere Stichläge ca. 1,5 – 2 mm.

Schnitt

Als Schnitt habe ich den Kragen von einen klassischen Hemdblusenschnitt verwendet. Zur leichteren Handhabung wird die Nahtzugabe für den Einlagenzuschnitt  schon an den Kragenschnitt angezeichnet. Gearbeitet wird mit „Füßchenbreite“.

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Füßchenbreite bedeutet die halbe Breite des Nähfüßchens. Bei mir sind es 7mm.

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Diese 7 mm gebe ich rund um den Ober-/Unterkragenschnitt zu, wobei die Kragenecke ausgespart wird, damit sich diese besser wenden lässt. Der Stegschnitt bekommt die 7 mm Zugabe nur an der Seite, wo der Oberkragen angenäht wird bis zur Markierung für den Kragenansatz. Die Stegrundung und die untere Seite, an der er an das Halsloch genäht wird, bekommt keine Zugabe.

Zuschnitt
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Je 2x Kragen und Kragensteg im Stoffbruch aus Stoff zuschneiden

Die Kragenteile werden nur grob mit ca. 1,5 cm Nahtzugabe rund um die Schnittteile aus dem Stoff  zugeschnitten. Bei Karo bitte darauf achten, dass der Bruch in einer Mustermitte liegt.

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Je 1x Kragen und Kragensteg im Stoffbruch aus Einlage zuschneiden

Beim Zuschneiden der Einlage (Bügelleinen) kommt es dagegen auf Genauigkeit an. Bitte darauf achten, dass die hintere Mitte genau und gerade mit dem Stoffbruch abschließt. Der Kragensteg kann hierbei aus Gründen der Stoffersparnis „überkopf“ eingelegt werden.

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Damit so genau wie möglich gearbeitet werden kann, wird der Schnitt mit einem ganz dünnen Bleistift auf die Einlage übertragen. Die Schnittteile danach abnehmen, die Einlageteile mit Nadeln fixieren und sehr genau ausschneiden.

Fertigung
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Die Einlage wird mittig auf je einen Kragen und Steg aufgebügelt. Bei Karo oder Streifen darauf achten, dass die markierten Punkte gespiegelt jeweils auf genau der gleichen Musterposition liegen. Also Kragenecke oben links wie rechts, Kragenecke unten links wie rechts und genauso beim Kragensteg. Diese beiden Teile nennen sich im weiteren Oberkragen und Innensteg.

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Am Oberkragen den überstehenden Stoff nur unten direkt an der Einlage abschneiden und am Innensteg an der Oberkante, aber nicht an den vorderen Rundungen. Die Stege können jetzt erst einmal beiseite gelegt werden.

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Den Oberkragen rechts auf rechts auf den Unterkragen legen. Ich stecke ihn nicht fest, da ich beim Nähen den Unterkragen etwas strammer ziehe, damit er sich besser wenden lässt.

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Beim Nähen läuft das Füßchen an der Einlagenkante entlang, angefangen an einer kurzen Seite…

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…bis an der Ecke der erste Stich über die Einlage hinweg geht. Die Nadel bleibt dort im Stoff stecken, Nähfuß heben, drehen und an der Oberkante weiter nähen. Dabei den Unterkragen etwas unter Spannung halten.

TIPP: Die Stichlänge kann kurz vor der Ecke auf 1 mm verringert werden und Kurz nach der Ecke wieder auf 1,5 – 2 mm erhöht werden, dadurch vermeidet man das spätere Ausfransen der Kragenecken.  An den Ecken darf kein Stich zuviel gemacht werden, da die Naht beim Zurückschneiden sonst zertrennt werden würde.

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Nach dem Nähen sollte sich der Oberkragen etwas wellen/wölben.

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Der überstehende Stoff an den kurzen und der Oberseite kann jetzt an der Einlage entlang abgeschnitten werden. Bitte nicht bei den Spitzen an der Einlage entlang abschneiden, da dann die Naht durchtrennt wird. Zu den Spitzen wird schräg weggeschnitten, bis möglichst nah an die Naht heran.

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Den Kragen wenden. Für die Ecken eignet sich der Ecken- und Kantenformer von Prym (z.B. vom Nähpark) am besten. Falls ihr eine Schere oder sonstiges verwendet passt auf, dass ihr die Ecken nicht durchstoßt. Fall dies geschieht hilft nur wieder zurück drehen und etwas breiter neu abnähen.

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Die lange Kante auseinander bügeln. Danach die Naht in den Bruch bügeln.

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Auf diesem Bild liegt der Unterkragen oben und man sieht wie die Naht sich zu dieser Seite dreht.

Tipp: Die Naht sollte sich zur Unterkragenseite drehen, damit sie von außen nicht zu sehen ist. Am liebsten möchte sie sich aber zu der Einlagenseite drehen, daher muss gut gebügelt werden. Dazu liegt bei Bügeln die Seite ohne Einlage oben und wird etwas stramm gehalten, so dass sich die Naht zu dieser Seite dreht.

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Den Kragen an den geschlossenen Seiten absteppen. Je dünner der Stoff, desto schmaler kann abgesteppt werden.

Tipp: An den Ecken lieber schon zwei Stiche vor der Ecke aufhören zu nähen und einmal probeweise drehen und nachschauen wie viele Stiche noch bis zum Wendepunkt benötigt werden.

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Nach dem Absteppen kann auch die Unterseite des Unterkragens abgeschnitten werden.

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Den Kragen zur Hälfte falten und vergleichen ob die Ecken die gleiche Schrägung haben und gleich lang sind. Durch Bügeln kann noch etwas korrigiert werden. Und durch einen kleinen Knips die hintere Mitte markieren.

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Das obere Kragenteil ist jetzt fertig und kann zur Seite gelegt werden.

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Den überstehenden Stoff an der Unterkante des Innenstegs direkt an der Einlage umbügeln.

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Auch hier wieder genau arbeiten und noch einmal kontrollieren, dass der Knick genau an der Einlagenkante entlang verläuft.

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Diese Kante von der rechten Seite füßchenbreit absteppen, d.h. das Füßchen läuft genau an der Kante entlang.

Tipp: Die eingebügelte Nahtzugabe wird nach unten gelegt, damit die Mehrweite in der Nahtzugabe, die durch die Stegrundung entsteht, durch den Untertransporteur gleichmäßig eingezogen und verteilt werden kann. Dadurch entstehen keine Ecken durch eingenähte Falten.

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Die überstehende Nahtzugabe vorsichtig abschneiden.

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Den Innensteg rechts auf rechts auf den Außensteg stecken.

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Den Außensteg passend abschneiden.

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Mit einer Nadel die Einlagenecken (Kragenansätze) aufeinander stecken und die hintere Mitte an Außen- und Innensteg durch einen kleinen Knips markieren.

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Auch den Kragenansatzpunkt durch einen kleinen Knips auf den Außensteg übertragen. Nicht bis in die Ecke einschneiden.

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Den Kragen mit der Oberkragenseite nach oben legen und den Innensteg rechts auf rechts darauf. Beim Stecken mit der hinteren Mitte anfangen, dann die Stegecken genau an die vordere Kragenkante stecken und dann erst Nadeln dazwischen. Es kann sein, dass der Kragensteg durch die gegenläufige Rundung etwas zu weit scheint. Das verschwindet wenn man die Naht beim Nähen etwas stramm hält.

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Jetzt das Ganze auf den mit der rechten Seite nach oben liegenden Außensteg legen und wieder erst die hintere Mitte, dann die Stegecken und dann alles dazwischen stecken. Der Kragen liegt jetzt zwischen den beiden Stegteilen und alle Schnittkanten schließen bündig miteinander ab.

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Mit dem Nähen wird an der Stegrundung angefangen. Die Naht läuft direkt an der Einlage entlang. Man kann auch vorher noch einmal den Stegschnitt auflegen, um sich den Anfang auf der eingeschlagenen Nahtzugabe genau zu markieren.

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Ab der Stegecke wird wieder füßenbreit genäht. Dabei aufpassen, dass alle vier Lagen bündig bleiben.

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Am Ende wird wieder an der Einlagenkante entlang genäht.

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Die Nahtzugabe an der Rundung auf 2-3 mm zurückschneiden.

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Den Kragensteg nach unten klappen und von beiden Seiten bügeln. Die Stegrundungen vergleichen und evtl. nacharbeiten. An den Rundungen wird die Naht genau mittig -in den Bruch- gebügelt.

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Den Kragensteg – erst ab der Quernaht! – knappkantig absteppen.

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Die Nahtzugabe vom Außensteg auf 7 mm zurückschneiden. Die Breite kann entweder vorher markiert werden oder -für Profis- nach Augenmaß genau so breit wie die Steppung des Innenstegs abgeschnitten werden.

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Den Kragen zur Hälfte falten und durch einen kleinen Knips die hintere Mitte markieren.

Bei eurem Hemd/eurer Bluse müsstet ihr jetzt die Schulternähte und die Knopfleisten nähen.

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Am Halsloch der Bluse/des Hemdes die Nahtzugabe auf 7 mm zurückschneiden und den Kragen rechts auf rechts anstecken. Dabei wieder mit der hinteren Mitte anfangen, dann vorne den Kragensteg bündig abschließend mit der Knopfleiste stecken und dann erst den Rest.

TIP: Nach dem stecken den Kragen noch einmal zur Hälfte  falten und kontollieren ob die Schulternähte an der gleichen Position an den Kragensteg gesteckt sind. Bei manchen Schnitten ist auch die Schulternahtlage auf dem Schnitt markiert.

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Den Kragen füßchenbreit annähen, dabei den Innensteg zu Seite klappen.

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Der Innenkragensteg darf nicht mit festgenäht werden.

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Die Nahtzugabe in den Kragensteg bügeln.

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Jetzt wird der Innensteg so angesteckt, dass die Naht vom annähen des Außenstegs gerade verdeckt wird. Wieder mit der hinteren Mitte und den vorderen Kanten beginnen und dann erst die Strecken dazwischen. Sollte an der vorderen Kante die Nahtzugabe zu dick sein, kann sie etwas zurück geschnitten werden.

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Der Innensteg wird knappkantig aufgesteppt.

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Von der Innenseite sollte es dann so aussehen…..

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…und von außen -wenn es perfekt gelaufen ist- sollte eine Steppnaht unten auf dem Steg sichtbar sein. Es ist auch möglich, dass die Naht unterhalb vom Steg verläuft. Dies ist nicht falsch und man sieht es auch bei gekauften Hemden/Blusen. Es kommt darauf an, wie weit man die Naht beim Stecken verdeckt hat. Übrigens ist es in der Industrie auch ok, wenn die Naht mal auf und mal unter dem Steg verläuft, da diese Naht durch den Kragen verdeckt wird.

Jetzt ist es geschafft, der Kragen ist fertig. Alle tapfer durchgehalten?  🙂

Im nächsten Tutorial zeige ich euch dann die Manschetten und den Dachschlitze für euer Hemd/eure Bluse und wie meine Bluse dann fertig aussieht.

Bis dahin seid lieb gegrüßt
Eure Britta

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